Das kluge Netz

Das Netz wird schlauer durch besser passende, nicht notwendigerweise nur durch mehr IKT

Es ist Konsens, dass das Netz “schlauer” werden muss. Aber was ist "schlau"? Meist meint man damit "Smart Meter“, also elektronische Stromzähler.

Ein “Smart Meter” ist der elektronische Ersatz eines elektromechanischen Stromzählers. Es soll Informationen über den Stromverbrauch sammeln, um bisherige „Stromabnehmer“ zu bewußten Kunden zu machen. Dann könnten variable Tarife ihr Verhalten beeinflussen. Daneben informieren sie Stromversorger über Kundenverhalten, was in vielen Ländern auf Bedenken stößt. Smart Meter erhöhen also nicht die Flexibilität, sondern die so gesammelten Informationen sollen irgendwie zu neuen Flexibilitätsideen führen. Ergebnisse sind nicht vor Abschluß des Rollouts zu erwarten. "Smart Grid 1.0" basiert auf dem alten Marktdesign. Bisherige Erfahrungen zeigen, dass man neue und andere Ansätze braucht, schon aus Kosten und Sicherheitsgründen:

Mr. Dubose (der frühere Leiter der Abteilung für Computerkriminalität und Schutz geistigen Eigentums des amerikanischen Justizministeriums) wird zitiert: "Regierungsbeamte sagen, dass es eine Menge Hinweise gibt, dass Hacker in die 200.000 Meilen Übertragungsleitungen eingedrungen sind, die Elektrizität für über 300 Millionen Menschen bereitstellen.” Coral Davenport (2013): Why the Smart Grid Might Be a Dumb Idea, National Journal (27/06/2014).

Smart Grid 2.0 konzentriert sich auf die Ziele und wie man sie erreicht. Folgende Fragen werden diskutiert:

  • Brauchen wir zentrale Verantwortung eines "Herrschers", der alles kontrolliert, oder eine dezentrale Struktur wie beim Internet?
  • Vertrauen wir auf schnelle Kostensenkungen bei Batterien, auf dezentrale Flexibilität, oder eine Kombination beider?
  • Welche IKT benötigt man, um diese kritische Infrastruktur zu organisieren?

Smart Grid 2.0 strebt ein Gleichgewicht verschiedener Ziele eines 100% erneuerbaren Stromsystem an:

  • Leistungsfähigkeit (Verfügbarkeit/Versorgungssicherheit, Robustheit gegen externe Einflüsse).
  • Systemkosten (Speicher, Netzinfrastruktur, Kommunikation, Geräte beim Kunden, Rechenzentren und Leitstände).
  • Flexibilität der Infrastruktur (Fortentwicklung und Anpassung im Laufe der Zeit).
  • Datenschutz und -sicherheit (Schutz privater Daten, Cybersicherheit).

Easy Smart Grid versucht, die Ziele von Smart Grid 2.0 mit folgenden Ansätzen zu erreichen:

  • Zelluläre (modulare) Netze: Verbundnetze werden aus sich selbst managenden Micro Grids aufgebaut (wie Datennetze und das Internet).
  • Echtzeitmärkte: Veriable Strompreise halten Erzeugung und Verbrauch im Gleichgewicht (je schneller, desto weniger Bedarf an teurer Kurzzeitflexibilität).